🇦🇹 Österreich: „Das ausgezeichnete Land“
Oder: Wenn Eigenlob zum Ersatz für Leistung wird
1. Das Narrativ des „Ausgezeichneten“
Österreich liebt Superlative:
- „Ausgezeichnetes Bildungssystem“
- „Ausgezeichnetes Gesundheitssystem“
- „Ausgezeichnetes Sozialsystem“
- „Lebenswertestes Land der Welt“
Diese Aussagen klingen gut – und beruhigen. Sie ersetzen aber zunehmend die ehrliche, faktenbasierte Selbstreflexion. Die Formel lautet:
Eigenlob ersetzt Reform.
2. Realität hinter dem Eigenlob
| Bereich | Eigenlob | Realität laut OECD, EU & Studien |
|---|---|---|
| Gesundheitssystem | „Eines der besten der Welt“ | Hohe Qualität ja – aber ineffizient, teuer, zu viele Krankenhausaufenthalte, zu wenig ambulant. |
| Bildung | „Unsere Schulen sind top“ | PISA: unter EU-Durchschnitt in Lesen & Mathematik, soziale Herkunft stark entscheidend. |
| Sozialstaat | „Niemand fällt durchs Netz“ | Altersarmut gering – aber Armutsgefährdung von Kindern & Alleinerziehenden steigend. |
| Innovation | „Made in Austria“ | F&E-Quote hoch – aber Umsetzung in marktreife Produkte schwach. |
| Transparenz | „Saubere Verwaltung“ | Transparency International: Platz 20–25 – Tendenz fallend, viele Korruptionsskandale. |
3. Psychologische Diagnose:
Österreich kultiviert das „Selbstzufriedenheitsparadox“:
Man redet sich ein, ausgezeichnet zu sein, um Veränderung zu vermeiden.
Das System lobt sich selbst, weil echte Evaluation unbequem wäre.
Eigenlob ist das Parfum der Stagnation.
Es überdeckt den Reformstau, riecht aber immer gleich.
4. Vergleich mit wirklich „ausgezeichneten“ Ländern
- Dänemark: Offenheit, digitale Verwaltung, Bildung auf Weltklasse-Niveau, kaum Korruption.
- Schweiz: Bürgernahe Demokratie, klare Zuständigkeiten, starke Effizienz.
- Niederlande: Gesundheitsversorgung kosteneffizient, patientenzentriert, innovativ.
Diese Länder messen sich an Zielen und Benchmarks – Österreich bescheinigt sich selbst die Auszeichnung.
5. Die österreichische Falle
Österreich hat enormes Potenzial – Humankapital, Stabilität, Wohlstandsbasis.
Doch das Selbstlob wirkt wie ein Sedativum:
„Wenn eh alles ausgezeichnet ist, warum etwas ändern?“
So bleibt vieles beim Alten: Ministerien verwalten, nicht gestalten; Institutionen verteidigen Zuständigkeiten statt Ergebnisse; Medien übernehmen Regierungsrhetorik statt zu hinterfragen.
6. Fazit:
Ja, Österreich könnte ein ausgezeichnetes Land sein – wenn es sich weniger loben und mehr messen würde.
Das wahre Prädikat „ausgezeichnet“ wird nicht verliehen, sondern verdient – durch Transparenz, Leistung, Effizienz und Reformmut.
7. Zukunftsformel:
Vom Eigenlob zur Eigenleistung.
Nur wer seine Realität offen analysiert, kann sie verbessern.
Nur wer misst, kann führen.
Nur wer lernt, kann exzellent bleiben.