Ein kritisches Essay zur sozialen, moralischen und geistigen Verwahrlosung in einem scheinbar wohlhabenden Land.
Einleitung: Glanz nach auĂźen, Verfall im Innern
Wien – oft bezeichnet als „lebenswerteste Stadt der Welt“. Österreich – stolz auf Demokratie, Wohlstand und soziale Sicherheit. Doch hinter dieser Fassade beginnt 2025 ein Zustand, den man nur noch als „abgesandelt“ bezeichnen kann.
Ein Wort, das einst für verwaschene Kleidung stand – und heute treffender nicht sein könnte für den Zustand einer geistig-moralisch verlotterten Gesellschaft, die zwar digitalisiert, aber desorientiert durch die Zeit taumelt.
1. Der äußere Glanz – eine Fassade aus Beton, Glas und Screens
Wien präsentiert sich 2025 als Smart City:
Kameras, E-Tickets, Smart Health, Sensoren ĂĽberall.
Die U-Bahn ist pĂĽnktlich, das W-LAN stabil, der Verkehr optimiert.
Doch was ist mit dem Menschen?
- Jugendliche scrollen, aber denken kaum mehr.
- Erwachsene funktionieren, aber reflektieren nicht.
- Alte Menschen vereinsamen im Pflegealgorithmus.
Hinter der glänzenden Oberfläche steht eine Gesellschaft, die sich selbst nicht mehr kennt.
2. Der innere Verfall – was wirklich „abgesandelt“ ist
Abgesandelt ist nicht nur das Erscheinungsbild – es ist der Zustand des Geistes.
- Die Sprache ist verarmt: Wer differenziert spricht, gilt als elitär. Wer flucht, ist cool.
- Die Bildung ist ausgehöhlt: Schüler lernen, zu gehorchen – nicht zu hinterfragen.
- Die Politik ist zynisch: Wahlen entscheiden nicht mehr Richtungen, sondern Postenverteilungen.
- Die Kultur ist beliebig: Subventioniert wird, was nicht aneckt – nicht, was provoziert.
Österreich hat die geistige Mittelschicht geopfert. Übrig bleibt ein emotionsgesteuertes Publikum – leicht lenkbar, schnell beleidigt, unfähig zur Debatte.
3. Die moralische Verwahrlosung – Was ist noch heilig?
- Die Verantwortung wurde ersetzt durch BĂĽrokratie.
- Die Wahrheit durch PR.
- Die WĂĽrde des Menschen durch das Sozialprofil in ELGA und ID Austria.
- Die Kirche schweigt oder segnet das System.
- Die Kunst hat verlernt, unbequem zu sein.
Der Mensch ist nicht mehr Ziel, sondern Mittel.
Ein Objekt in einem Verwaltungsakt.
Ein Datensatz auf dem Dashboard des Magistrats.
4. Die Gesellschaft im Rückzug – Ironie statt Empathie
Wo frĂĽher Diskussionen gefĂĽhrt wurden, gibt es heute Zynismus, Sarkasmus, GleichgĂĽltigkeit.
Man „nimmt’s eh nimma ernst“.
Man „weiß eh nix mehr“.
Man „kann eh nix machen“.
Das kollektive Schulterzucken ist die neue Staatsideologie.
Es schützt vor Verantwortung – aber auch vor Veränderung.
5. Wer trägt Schuld – und wer trägt Hoffnung?
Die Schuld? Sie liegt nicht nur bei Politik, Medien oder Parteien.
Wir alle haben das zugelassen.
Aus Bequemlichkeit.
Aus Feigheit.
Aus Angst vor Ausgrenzung.
Aber genau darin liegt auch die Hoffnung:
Wenn jeder Bürger den eigenen Zustand erkennt, kann er ihn ändern.
Wenn viele beginnen, aufzuwachen, kann das System kippen.
Fazit: Vom „abgesandelten“ Zustand zurück zur Würde
Eine Gesellschaft ist nicht verloren, wenn sie materiell verarmt – sondern wenn sie geistig verwahrlost.
Ă–sterreich 2025 steht am Abgrund einer kulturellen Erosion.
Doch aus dem Zerfall kann etwas Neues entstehen – wenn wir es wollen.
Nicht durch Technik, sondern durch Wahrheit.
Nicht durch Apps, sondern durch Haltung.
Nicht durch Reformen, sondern durch Gewissen.
Ein BĂĽrger, der nicht mehr zusehen will.
Wien, FrĂĽhjahr 2025