Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke – Geschichte (1): Die Pest in der Judenstadt

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Leo Perutz’ “Nachts unter der steinernen Brücke” ist ein faszinierendes Werk, das die Leser in die dunkle und mysteriöse Welt des 16. Jahrhunderts in Prag entführt. Das Buch ist eine Sammlung von zehn miteinander verbundenen Geschichten, die sich um historische Figuren wie Rabbi Loew und Kaiser Rudolf II. drehen. Eine der bemerkenswertesten Geschichten in diesem Buch ist “Die Pest in der Judenstadt”.

Die Pest in der Judenstadt

In dieser Geschichte wird die Prager Judenstadt von einer tödlichen Pest heimgesucht, die vor allem Kinder trifft. Zwei Figuren, Koppel-Bär und Jäckele-Narr, sind Zeugen eines unheimlichen Phänomens auf dem Friedhof: Sie sehen die Geister der verstorbenen Kinder, die über den Gräbern schweben. Erschrocken wenden sie sich an Rabbi Loew und berichten ihm von dem, was sie gesehen haben.

Rabbi Loew interpretiert dieses Ereignis als Zeichen dafür, dass ein Sünder in der Gemeinde lebt und dass diese Sünde die Ursache für die Pest ist. Er beauftragt Koppel-Bär und Jäckele-Narr, mit Speisen zum Friedhof zurückzukehren und eines der toten Kinder zu fragen, welche Sünde das große Sterben verursacht hat.

Die Antwort lautet: “Um der Sünde Moabs willen”, was bedeutet, dass eine Ehebrecherin in der Gemeinde lebt. Rabbi Loew verkündet diese Enthüllung in der Gemeindeversammlung und fordert die Sünderin auf, sich zu erkennen zu geben. Aber keine der Frauen tritt vor.

In einer weiteren Szene spielt Jäckele-Narr auf dem Friedhof auf seiner Geige ein Lied, um den Geist des Mädchens Blümchen zum Rabbi zu locken. Der Rabbi fragt das Mädchen direkt nach dem Namen der Sünderin, aber es kennt ihn nicht. Es sagt, dass nur Gott und der Rabbi selbst den Namen kennen.

In einer dramatischen Wendung geht Rabbi Loew in derselben Nacht zum Fluss und unter der steinernen Brücke gräbt er einen Rosmarinstrauch aus und wirft ihn ins Wasser. In dieser Nacht hört die Pest auf zu wüten. Aber auch die schöne Esther, die Frau des Juden Mordechai Meisl, stirbt in ihrem Haus in der Judenstadt.

“Nachts unter der steinernen Brücke” ist ein meisterhaftes Werk von Leo Perutz, das die Leser mit seiner fesselnden Erzählung und seinem tiefen Einblick in die menschliche Natur fesselt. Die Geschichte “Die Pest in der Judenstadt” ist ein eindrucksvolles Beispiel für Perutz’ Fähigkeit, historische Ereignisse mit fiktiven Elementen zu verweben und dabei eine packende und zugleich nachdenklich stimmende Geschichte zu erzählen.